Kantor  Bischoff

Seine familieren Wurzeln stammen aus Urbach

Die Kantorenfamilie Bischoff

 

Der Ort Urbach am Harz wurde  in alten Aufzeichnungen  als sehr „musikliebend“  bezeichnet.
Seine Musik - und Chorgeschichte ist untrennbar mit der Familie  Bischoff verbunden. Sie lässt sich anhand von Kirchenbucheintragungen bis in die Zeit des 30 jährigen Krieges 1646 zurückverfolgen.
Hier wurde dem Hans Bischoff ein Sohn geboren der zu seiner Taufe am 19.Mai 1646 den Namen Johannes Christoffel erhielt.

 Sein 2. Sohn  Johannes Georg Bischoff wurde am 03. September 1647 in der Urbacher Kirche getauft und ist Vorfahre von Johann Joachim Bischoff, der 1701 geboren wurde. (Lesser)

Johann Joachim war ab Ostern 1726 als Organist in Straßberg  (heute Sachsen Anhalt) tätig.
Geheiratet hat er am 10.Juli 1726 in Stolberg die dort geborene (19.07.1699) Susanna Elisabeth Stange.
In der Zeit in Straßberg hatte das Ehepaar 4 Töchter:
Maria Dorothea , Dorothea Elisabeth, Johanna Benedikta Elisabeth und Henriette Marie.
1734 nahm er die Anstellung als Kantor in Urbach an und es wurden  hier noch nachweislich 3 Söhne geboren.
Friedrich August, Christian Christoph Wilhelm und  1741 Johann Carl Bischoff.

Der  am 06. Mai 1737 in Urbach getaufte  Friedrich August Bischoff heiratete  in erster Ehe
Sophie Marie Schmidt am 23.Oktober 1764 in der Urbacher Kirche.

Hier war er schon als Organist in  Ellrich tätig (siehe Kirchenbucheintrag).
Seine 2. Ehe ging er mit Marie Eleonore John ein, aus der 3 Kinder bekannt sind:
Johann Georg Friedrich,  Karl Gabriel und Johanna Maria.

Johann Georg Friedrich Bischoff
Johann Georg Friedrich Bischoff

 

 

Der am 21. September  1780  in der Hintergasse in Ellrich geborene  Johann Georg Friedrich sollte in die Geschichte der Musik in Deutschland eingehen.
Er benutzte nur seine beiden Vornamen Georg Friedrich und gilt heute als Begründer der „Deutschen Musikfeste“.
Schon  sehr früh wurde er von seinem Vater musikalisch gefördert und erlernte das Orgelspiel.
Mit 14 Jahren ging er dann auf das Gymnasium in Nordhausen.
Sein Musiklehrer war der Organist von St. Nicolai Johann Ludwig Willig.
Er konnte fast alle Streichinstrumente spielen und soll wegen seiner musikalischen Gabe schon als Schüler bei anspruchsvollen Musikaufführungen (Haydn, Mozart) mitgewirkt haben.
1800 begann er ein Studium der Theolgie in Jena das er 1801 in Leipzig fortsetzte, es aber nach dem Tod seines Vaters abgebrochen hat.
1802 hat er in Steinthaleben  eine Anstellung als Hauslehrer beim Amtmann Johann Christian Wolff, einem Kunstliebhaber.
Im selben Jahr erhielt er die Kantorenstelle an der Unterkirche in Bad Frankenhausen, einer Stadt mit einer musikalischen-kulturellen Tradition.
Von Anfang an  brachte er sich als Kantor und Organisator fleißig bei Konzert- und Opernaufführungen in Frankenhausen ein.
Am 13. Juni 1804 organisierte Bischoff mit dem Stadtmusikus Gottlob August Löschner die Aufführung von Haydn`s Oratorium „Die Schöppfung“.
Sie war so erfolgreich, das sie den Kantor Bischoff inspirierte, nachfolgenden Musikveranstaltungen einen Festcharakter mit überregionaler Bedeutung zu verleihen.
Obwohl gern dieses Datum als Beginn der Musikfesttradition im Deutschland erwähnt wird, dauerte es doch noch einige Jahre bis dann vom 19. - 21. Juni 1810 ein „Musikfest“ in Frankenhausen gefeiert wurde, das wirklich Modellcharakter hatte und Maßstäbe setzte.
Vom Erfolg beflügelt veranstaltete  man 1811 in Frankenhausen  ein  zweites, sehr erfolgreiches Musikfest.
Am 2. Tag des Festes am 11 Juli wurde nach den Aufführungen sein kurz zuvor geborener Sohn feierlich getauft.
Alle 300 Mitwirkenden des Musikfestes nahmen eine Patenstelle an und der Knabe erhielt seine Namen Joseph und Louis in Anlehnung der kurz zuvor aufgeführten Werke von Joseph Haydn und  Louis Spohr.
Bischoff nahm1816 eine Stelle am Königl. Gymnasium „Andreanum“ in Hildesheim an, wo er gleich ein weiteres Musikfest organisierte.
Schaffensreich Jahre lagen noch vor ihm, denn mit den Musikfesten von Frankenhausen und Erfurt hatte sich sein Ruf als genialer Organisator und Leiter weit über Deutschlands Grenzen verbreitet.
Zu den besonderen Musikfesten zählen die „Elbmusikfeste“, die jährlich wechselnd von den Städten Magdeburg, Halberstadt, Braunschweig, Halle und Nordhausen.
Am 05. Mai 1840 gab er in Hildesheim sein letztes Konzert, starb am 07. September 1841 und fand auf dem Marienfriedhof in Hildesheim seine letzte Ruhestätte.
Der Platz vor der Unterkirche in Bad Frankenhausen trägt heute seinen Namen, Kantor Bischoff Platz.

Sein Bruder  Karl Gabriel war  Organist und Mädchenschullehrer in Kelbra .

Ihr Onkel Johann Carl  Bischoff, geboren am 08.01.1741 in Urbach trat 1772 die Kantorenstelle  im benachbarten Bösenrode  (heute Sachsen-Anhalt) an.
In seiner Zeit als Kantor machte er sich auch um die „Musikaliensammlung  von Bösenrode“ verdient
komponierte selbst und blieb hier bis 1782.
Von ihm befinden sich in der Musikaliensammlung  einige bemerkenswerte Kompositionen.
(Macht Raum ihr Himmel öffnet Euch – eine Pfingst Ode)
Danach war er Organist und Mädchenlehrer (Töchterlehrer) in Kelbra, wo er 1817 noch lebte.
(Schul- und Kirchenchronik S. 92 und S. 154).
Doch noch einmal zurück zu  Johann Joachim Bischoff dem Kantor in Urbach.
Die Urbacher Kirche  St. Johannes der Täufer“ erhielt im Jahre 1686 erstmals eine Orgel und  es ist zu vermuten, dass in dieser Zeit bereits ein Chor  bestanden hat.
Nachweislich „gehoben wurde dann der Kirchenchorgesang“  mit der Entstehung des sogenannten  „Adjuvantenchor“. der  seinen  Ursprung in Urbach in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts hat.
Und hier steht  zweifelsfrei, dem Kantor  Johann Joachim Bischoff  (Kantor bis 1775) die Ehre zu, das er den „Urbacher Adjuvantenchor  befördert und hochgebracht“ hat.
Weiterhin erwähnt wird, dass  Bischoff „den musikalischen Sinn hier gegründet“ und dieser
in seinen Blutsverwandten fortgelebt hat“.

 

Seine Söhne  Johann Carl (Kantor in Bösenrode und Kelbra),  Friedrich August (Kantor in Ellrich) und sein Enkel Georg Friedrich Bischof (Kantor in Bad Frankenhausen) bestätigten mit ihrer Liebe zur Musik  und Letzterer mit der  musikalisch-historisch bedeutenden Begründung der „Deutschen Musikfeste“ eindrucksvoll diese Einschätzung.